Phnom Penh
Nach vier Tagen im recht aufgeräumten Siem Reap fahren wir am Morgen des 09.03.2017 in die Hauptstadt Phnom Penh. Und eines schon vorab: Meine Lieblingsstadt wird das nicht unbedingt werden.
Wir haben am Vortag in einem Reisebüro in Siem Reap Tickets für das Busunternehmen
Mey Hong gekauft, was inklusive Abholung im Hotel durch ein Tuktuk 13 $ pro Nase kostet. Mit dem angebotenen Kleinbus und der sechsstündigen, angenehmen Fahrt sind wir wirklich sehr zufrieden.
Bei der obligatorischen Pinkelpause gibt mir eine Standverkäuferin eine Heuschrecke zum Probieren. Da merkt man direkt den Unterschied zur Touristenhochburg Siem Reap, wo man 1 $ zahlen muss, wenn man frittierte Insekten nur anschauen will. Sehr nett von der Dame. Zum Verzehr einer frittierten Vogelspinne kann ich mich jedoch nicht durchringen.
Gegen 15:00 Uhr erreichen wir den Busbahnhof des Unternehmens Mey Hong, der irgendwo am Rande Phnom Penhs liegt, und fahren mit dem Tuktuk zu unserem zwei Tage vorab über Booking gebuchten Hotel. Ein erster Eindruck: Unglaublich heiß und stickig. Puuuh.
Mit dem Hotel Secret Villa machen wir ein echtes Schnäppchen: Äußerst nette Unterkunft mit hübschem Pool, 120 qm Penthouse für uns allein (!) mit eigenem Aufgang, für nicht mal 60 € pro Nacht. Nicht, dass wir Luxusmenschen wären, aber für DEN Preis mussten wir einfach zuschlagen. Und bei 35 Grad in der stickigen Hauptstadt ist ein Pool ein Muss. Natürlich hüpfen wir erstmal direkt rein und akklimatisieren ein wenig auf unserer exklusiven geilen Holzterrasse. Nur kein Stress jetzt. Wir haben schließlich Urlaub.
Gegen 19:00 Uhr machen wir uns zu Fuß auf den Weg Richtung Nationalmuseum und essen dort in der Nähe sehr sehr gut im Restaurant "Friends". Der Carrot Cake ist der beste meines Lebens. Echt jetzt. Unfassbar gut.
Im Anschluss spazieren wir aus Versehen durch´s Rotlichtviertel, was ich zwar interessant, aber auch ziemlich deprimierend finde. Überhaupt komme ich mit dem hier doch hin und wieder vorkommenden Anblick - Achtung Klischee - westlicher Männer mit blutjungen Kambodschanerinnen eher schlecht als gut zurecht. Phnom Penh selbst wirkt auf uns ziemlich vermüllt und schmuddelig. Verstärkt durch die abends noch immer sehr drückende Schwüle riecht es stellenweise auch ziemlich arg, was ich bei anderen asiatischen Städten bisher in dieser Form nicht so wahrgenommen hatte. Wir verziehen uns auf die Skybar "Cloud 9", um uns buchstäblich ein bisschen frischen Wind um die Nase wehen zu lassen. Ahh. Besser.
Phnom Penh ist nicht der Hauptgrund unserer Reise nach Kambodscha, deshalb haben wir keinen allzu großen Must See-Stress. Dennoch bleiben wir auf der Durchreise Richtung Küste zwei Nächte, um ein bisschen etwas von der Stadt zu sehen. Am nächsten Morgen starten wir unsere entspannte Sightseeing-Runde im Königspalast. Von dem wir ein wenig enttäuscht sind, wobei man aber natürlich auch nicht sowas wie in Bangkok erwarten darf. 10 € Eintritt für westliche Touristen, obwohl man in kaum ein Gebäude reingehen darf. Außerdem wimmelt es von asiatischen (chinesischen?) Großgruppen, die sich recht rücksichtslos verhalten. Und es wird schon am Vormittag wieder soooo heiß.
Im Anschluss fahren wir mit dem Tuktuk ins Tuol Sleng Genozid Museum. In den Jahren 1975 - 79 kamen unter der Schreckensherrschaft der Roten Khmer, die den Ur-Kommunismus über das Land bringen wollten, bis zu 2 Mio. Kambodschaner ums Leben. Bei einer Gesamtbevölkerung von 8 Mio. ist das ca. ein Viertel der Einwohner. In Tuol Sleng, ursprünglich einer Schule, waren zwischen 14.000 und 20.000 Personen inhaftiert und wurden dort gefoltert, bevor sie auf den Killing Fields etwas außerhalb der Stadt brutal ermordet wurden.
Der Besuch dort hat mit lustigem Touristenspaß freilich rein gar nichts zu tun, uns ist aber wichtig, zumindest eine der beiden Gedenkstätten zu besuchen. Wenn man schon in ein Land reist, das eine solch bewegte Vergangenheit hat, sollte man sich meiner Meinung nach auch ein bisschen damit auseinander setzen. Der Audioguide ist sehr ausführlich und informativ, wir erfahren jede Menge über die Hintergründe des Pol Pot-Regimes. Die Räumlichkeiten, in denen teils noch Blutflecke an den Wänden kleben und Folterinstrumente herumliegen, sorgen dafür, dass es einem den Magen zusammen zieht. Aber dieses Hintergrundwissen hilft, die Bewohner und das Land im Allgemeinen besser zu verstehen. So ziemlich JEDE Familie ist von den Verlusten betroffen, und lange her ist das ganze nun noch wirklich nicht.
Bedrückt purzeln wir aus der Gedenkstätte zurück auf die stickige Straße und machen uns auf die Suche nach dem Büro des Busunternehmens Mekong Express - schließlich müssen wir morgen wieder weiter. Wir laufen ein wenig durch die (Seiten-)Straßen und beobachten das Treiben, müssen aber nach einiger Zeit tatsächlich auf ein Tuktuk umsteigen, weil es zum Laufen schlichtweg zu heiß ist.
Die Suche gestaltet sich als schwierig, am Orussey Markt finden wir jedoch schließlich einen Container, in denen die Bustickets verkauft werden. Danach brechen wir unsere Tour ab - die Hitze geht zu sehr auf den Kreislauf. Zurück im Hotel springen wir ins kalte Poolwasser und machen ein Nickerchen auf der Couch im klimaanlagen-gekühlten Riesenappartement. Herrlich. Sicher gäbe es wesentlich mehr zu sehen, aber wir können uns erstmal nicht mehr aufraffen. Stattdessen gehen wir abends an der Riverfront eine Pizza essen und lassen den Abend auf der "Eclipse"-Skybar und unserer Terrasse ausklingen.
Huiii, langsam habe ich die Nase voll von Stadt und Sightseeing, ich kann es kaum erwarten, morgen ENDLICH ans bzw. ins Meer zu kommen... Freu. Freufreufreu.