Can Tho und Mekong-Delta

Heute werden wir einen wunderbaren Tag voller Highlights erleben: Vormittags eine Tour mit dem Boot durch´s Mekong-Delta, abends eine kulinarische Radltour durch Can Tho. Das entschädigt für den anstrengenden Vortag.


Pünktlich um fünf Uhr morgens werden wir vom ca. 20jährigen Sohn der Familie, Kai, abgeholt und fahren mit ihm mit dem Taxi zum
Hafen, wo wir in ein kleines Holzboot umsteigen, das von einer älteren Dame gesteuert wird. Kai ist unfassbar nett und spricht perfekt Englisch, wir verstehen uns auf Anhieb sehr gut. Genau so wollten wir das - eine kleine Privattour, nicht mit 30 anderen auf einem Ausflugsboot. Aus dem Grund hatten wir übrigens auch schon vorher genau dieses Homestay (Green Garden Homestay) ins Auge gefasst.


Wir tuckern auf dem Mekong in den beginnenden Tag, das Ziel ist einer der großen schwimmenden Märkte. Dabei handelt es sich um einen Markt eher für Großhändler. Fasziniert beäugen wir das bunte Treiben. Die Boote haben an einer Stange jeweils befestigt, was sie verkaufen, so dass man schon von weitem weiß, wo man hin muss, wenn man etwas bestimmtes braucht.











Danach biegen wir in einen Kanal ab, um bei einer kleinen familiengeführten Fabrik für Reisnudeln auszusteigen. Wir bekommen einen Einblick, wie Reisnudeln hergestellt werden, dabei will uns niemand etwas andrehen, es ist sehr interessant. Kai kauft für uns ein Frühstück, bestehend aus frittierten Nudeln mit Ei, Schinken, Erdnüssen, Sprossen und Sauce, sehr lecker - auch, wenn´s vielleicht komisch klingt. 




Einen Kaffee besorgt Kai uns auch. Auf dem schwimmenden Markt fahren zwar Kaffee-Boote rum, aber er rät davon ab, da der Kaffee hier mit Mekong-Wasser zubereitet wird. Wir schippern weiter auf dem Wasser, vorbei an Wohnhäusern, zu einem kleineren schwimmenden Markt. Hier werden die Waren eher für Privateinkäufer angeboten, es geht etwas ruhiger zu. Von den größeren Ausflugsbooten kommen hier nur sehr wenige her, außer uns sind Touristen eher in solch kleinen Booten wie unserem zu sehen.






Anschließend bewegen wir uns auf den wirklich kleinen Kanälen fort, die landschaftlich der Hammer sind. Wir befinden uns meistens alleine auf dem Wasser, ein Traum. Das erste mal sehen wir einen Baumwoll-Baum.




An einem Reisfeld steigen wir aus und laufen am Wasser entlang zu einem Obstgarten. Der Garten ist unglaublich schön angelegt, Kai zeigt uns alle möglichen Früchte und erklärt, was es damit auf sich hat. Wie Zitronengras wächst. Wie Ananas am Strauch aussieht. Wir können sämtliche Früchte direkt vom Baum weg probieren, zum Beispiel den uns bis dato völlig unbekannten Milky Apple. Eine Art Apfel, der eine milchige Flüssigkeit beinhaltet, die angeblich nach Muttermilch schmecken soll. Schräge Nummer. Tatsächlich schmeckt der klebrige Nektar süß und gut.





Wir laufen weiter zu einem Restaurant, in dem wir Mittagspause machen. Die Wahl fällt unter anderem auf Bo La Lot, Rindfleisch in Betelblätter eingerollt. Ich liebe das Zeug. Kai fragt uns freundlich, ob wir das Mittagessen für die Bootsfahrerin übernehmen können. Natürlich können wir. 



Über die kleinen Kanäle fahren wir zurück, Kai zeigt uns Wasserhyazinthen, bastelt wunderhübsche Gebilde aus Palmenblätter für uns, und die Bootsfahrerin versorgt uns mit frischer Ananas und Wassermelone. 




Gegen 12:30 Uhr kommen wir am Hafen an und fahren mit dem von Kai organisierten Taxi zurück ins Homestay. Die Tour hätten wir uns schöner nicht vorstellen können. Der knuffige, kurzbeinige Hund Wud (wie auch immer man das schreibt) begrüßt uns freudig, und wir sitzen noch ein bisschen im Aufenthaltsbereich des Homestays zusammen. 


Volker erzählt, dass er gerne mal Schlange probieren möchte. Kai schlägt darauf vor, abends mit dem Rad in die Stadt zu fahren, und verschiedene Besonderheiten durchzuprobieren. Er habe noch nichts vor. Wir sagen freudig zu. Den Nachmittag nutzen wir für ein Nickerchen, schließlich mussten wir verdammt früh aufstehen, und hängen  ein bisschen vor unserer Hütte rum. 


Um 17:00 Uhr treffen wir uns mit Kai und dem Paar aus Traunstein, das vorhin in der Hütte neben uns eingezogen ist. Wir schnappen uns die Homestay-Fahrräder und machen uns auf den Weg in die Innenstadt. Was wir nicht auf dem Schirm haben, ist, dass Can Tho tatsächlich die viertgrößte Stadt Vietnams ist. Entsprechend geht´s auch zu auf den Straßen, wir schieben uns mit den Fahrrädern überrascht und fasziniert zwischen Massen an Motorrädern in der Rush Hour durch. Dabei sind die Straßen so unfassbar hell beleuchtet, wie ich es auf dem Times Square nicht gesehen habe - soweit das Auge reicht, ein einziges buntes Lichtermeer. Unglaublich. Leider habe ich davon keine Fotos, da ich damit beschäftigt bin, mit dem unbeleuchteten Fahrrad auf der sechsspurigen Straße im Gewurl zu überleben und dabei nicht den Anschluss an die Gruppe zu verlieren. Es ist unglaublich toll. Mit dem Rad erlebt man das nochmal ganz anders als vom Leihroller aus. Dann erreichen wir das erste Restaurant, in dem Kai eine Schüssel Kobra mit Reis bestellt. Für uns alle, so kann jeder mal probieren, aber keiner muss eine ganze Portion essen. Dabei ist die Schlange echt lecker, das Fleisch ist ganz dünn geschnitten und kommt als  gut scharfes Wok-Gericht daher. 


Im Anschluss wechseln wir das Restaurant und gehen in einen Straßenimbiss, in dem uns gebratene Ratte und Frosch gereicht wird. Auch wieder nur für jeden ein Stück zum Probieren. Das reicht auch. Die Ratte ist gar nicht mal unlecker, kross gebraten und schmeckt ein wenig nach Ente. Es handelt sich bei den Ratten, die hier verzehrt werden, ausschließlich um Tiere vom Reisfeld, also nix mit Kloake, und so. Der Frosch ist für meinen Geschmack eher gewöhnungsbedürftig - ein bisschen erinnert er zwar an Hühnchen, hat aber einen komisch moosigen Nachgeschmack, nach abgestandenem See, oder so. Für die Nachspeise fahren wir auf einen Nachtmarkt und essen ein Eis. Die Stimmung hier ist großartig - auf der breiten Straße, die wieder unfassbar beleuchtet ist, flanieren Menschen, spielen Bands, sind Imbissbuden mit den obligatorischen Plastikstühlchen aufgestellt. Wir sitzen in der warmen Nacht und genießen die Atmosphäre, ich bin glücklich. Dann heißt es zurück radeln zum Homestay, da morgen früh schon wieder die nächste Etappe ansteht. Wir finden Can Tho großartig und nehmen uns vor, beim nächsten Vietnam-Besuch unbedingt wieder zu kommen.


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