Ninh Binh und Bai Dinh
Nach einer Nacht in der Halong Bucht und drei Nächten in Hanoi wollen wir unsere Reise fortsetzen. Der Plan: Erstmal nach Ninh Binh, die sogenannte trockene Halong Bucht, um dann abends einen Nachtzug Richtung Süden zu nehmen.
Über unser Hotel in Hanoi organisieren wir uns am Vorabend einen Transfer - für 9 $ pro Nase nimmt uns am
Morgen des 10.03.2016 ein Reiseveranstalter, der einen geführten Tagesausflug im Minibus durchführt, mit. Für die ca. 100 km ganz schön teuer, aber auch bequem, da wir direkt am Hotel abgeholt werden. Zum Glück finden wir - nach einigen eigenen Nachfragen - schon im Hotel heraus, dass diese Reisegruppe nicht direkt zum Bahnhof in Ninh Binh gefahren wird (wo wir hin müssen), sondern ins paar Kilometer entfernte Tam Coc. Wir verhandeln erfolgreich mit der Rezeptionistin, dass uns der Minibusfahrer für die 9 $ gleich noch ein Taxi von Tam Coc zum gewünschten Bahnhof organisiert - und bezahlt. Das klappt tatsächlich.
Wir erreichen den Bahnhof in Ninh Binh kurz vor Mittag und wollen uns als erstes Tickets für die Nachtfahrt nach Hue organisieren. Ein junger Vietnamese, der einzige Mensch, der außer uns zu sehen ist, bietet uns Hilfe an. Er erklärt, wie man die Zugfahrpläne und zugehörigen Preise liest, und teilt uns mit, dass der Schalter in der Mittagszeit nicht besetzt sei, wir aber mit in das Restaurant seiner Familie gegenüber des Bahnhofs mitkommen und dort warten könnten. Mangels Alternativen machen wir das, und dieses Restaurant wird für den restlichen Nachmittag/ Abend unsere Rettung sein...
Nach einer Pho und ein wenig totgeschlagener Zeit geht Volker Tickets kaufen. Natürlich wollen wir für die 12stündige Nachtfahrt einen Schlafwagen. Natürlich sind sämtliche Liegen aber ausverkauft. Nach kurzem Überlegen entscheiden wir uns, dann eben gepolsterte Sitzplätze zu nehmen; eine Nacht hier verbringen wollen wir nicht, vor allem weil das Wetter noch immer schlecht ist.
Neben dem Restaurant werden Roller verliehen. Leider sind alle zu klein für Volker und mich, weshalb uns der nette Vietnamese kurzerhand seinen eigenen Roller gibt. Das Gepäck können wir im Restaurant lassen, wovon wir dankend Gebrauch machen. Gegen 18:00 Uhr sollen wir wieder da sein. Noch ein bisschen Luft in den Reifen, nochmal kurz zur Tankstelle, dann kann´s losgehen.
Wir fahren mit dem Roller in den Touristenort Tam Coc, wo man für 12 $ eine Bootstour mitmachen kann. Ohne uns.
Stattdessen suchen wir die in den Fels gebaute Pagode Bich Dong auf, die sehr schön ist.
Anschließend wollen wir in die alte Hauptstadt Hoa Lu. Sie sollte eigentlich ganz in der Nähe sein. Wir fahren mit dem Roller durch die tolle Landschaft. Immer weiter und weiter. Bis wir fast alleine auf der Straße sind. Und nicht mehr sicher, ob das der richtige Weg ist.
Am Straßenrand werden ganze gebratene Ziegen verkauft. Nach ca. 40 km werden ein Turm und Tempelgebäude auf einem Fels in der Ferne sichtbar. Ist das Hoa Lu? Ist das nicht schon ein bisschen zu weit weg von Tam Coc?
Wir parken den Roller auf einem riesigen, aber fast leeren Parkplatz. Kurzentschlossen kaufen wir Eintrittstickets für je 60.000 Dong und werden mit einem Elektrofahrzeug zum Eingang gefahren. während wir rätseln, wo wir hier gelandet sein könnten. Fasziniert betreten wir durch einen kleinen Tempel, der von großen Wächterstatuen bewacht wird, ein riesiges Areal, das von einer Art Flur umschlossen ist. Wir folgen einfach mal den Treppen, die von jeweils 250 großen Statuen gesäumt sind - auf beiden Seiten!
Uns dämmert langsam, dass wir was ganz Großes entdeckt haben. Allerdings ist es schon 16:00 Uhr und wir haben nur eine gute Stunde, um das Entdeckte zu erkunden. Die späte Uhrzeit hat jedoch den Vorteil, dass sich nur noch ein paar wenige Asiaten in dem großen Areal aufhalten. Westliche Touristen? Fehlanzeige.
Später finden wir dank Internet heraus, dass wir versehentlich den Pagodenkomplex "Bai Dinh" entdeckt haben. Er besteht aus einer alten Pagode, oben auf dem Berg, die wir leider auf Grund der Zeitnot nicht besuchen können. Und aus einem neuen Areal, das u.a. mit verschiedenen Tempeln, einem hohen Pagodenturm und einem Buddha, der oben auf dem Berg sitzt, aufwartet. Gesäumt von den Fluren, die mit den schon erwähnten 500 großen Arhat-Statuen sowie unzähligen Bronze-Buddhas in der Wand ausgestattet sind. Wir sind zutiefst beeindruckt und können nicht verstehen, wieso diese Anlage im Loose mit keinem einzigen Wort erwähnt ist.
Erst um 17:30 Uhr treten wir den Rückweg an, und werden, kaum dass wir auf dem Roller sitzen, vom strömenden Regen überrascht. Das Restaurant erreichen wir entsprechend nass und durchgefroren, wünschen uns nichts sehnlicher als ein Hotelzimmer und eine heiße Dusche. Stattdessen können wir uns nur notdürftig abrubbeln, eine trockene Hose anziehen und uns auf die bevorstehende Nachtzugfahrt im Sitzen freuen.
Trotzdem hatten wir einen schönen Nachmittag und sind dankbar, dass wir in diesem Restaurant die Stunden totschlagen können, bis der Nachtzug um 22:25 Uhr einfährt. Die Bahnhofshalle wäre ungleich ungemütlicher, und hier werden wir vom vietnamesischen Fernsehen unterhalten. Telenovelas. Es geht nichts über Telenovelas in fremden Ländern.
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