Kalabrien


Im Oktober haben wir noch mal 10 Tage Urlaub. Und diesen wollen wir
mal ganz entspannt, ohne viel Planen und verschiedenen Standorten an EINEM Ort verbringen. So buchen wir recht kurzfristig ein kleines familiäres Hotel mit Pool in Santa Domenica, ca. 3 km von Tropea entfernt. Natürlich wollen wir trotzdem Ausflüge machen, und so fahren wir mit dem Mietwagen, mit dem wir schon vom Flughafen Lamezia Terme zur Unterkunft gefahren sind, als erstes ins benachbarte Tropea. Es ist jetzt Anfang Oktober, nicht mehr allzu touristisch, in Tropea selbst aber zum Glück noch nicht ganz ausgestorben.


Zunächst schauen wir uns die Kirche Santa Maria dell’Isola, die auf einem Felsen vor der Stadt thront, an. Der Garten ist sehr schön, und man hat einen tollen Blick auf die Stadt Tropea sowie auf den wundervollen Strand.






Danach schlendern wir durch die Gassen und trinken einen Sprizz. Was hier im Vergleich zum uns eher bekannten Norditalien auffällt: Es gibt reichlich kostenlose Knabbereien wie Nüsse, Chips und Oliven zum Aperitivo. In einem der Straßencafés bekommen wir sogar ein Stück Pizza, belegt mit der unfassbar guten, süßlich schmeckenden Tropea-Zwiebel. Läuft.




Der Ort ist nicht groß, und so haben wir bald den Großteil gesehen. Da es erst Nachmittag ist, wir aber auch kein Badezeug dabei haben, um uns noch an den wundervollen Strand von Tropea zu legen, setzen wir uns ins Auto und fahren zum nicht allzu weit entfernten Aussichtspunkt Capo Vaticano. Hier genießen wir den Blick auf die schöne Küste sowie auf den vorgelagerten Vulkan Stromboli und erleben einen wundervollen Sonnenuntergang.






Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg nach Pizzo. Dieser Ort liegt ca. eine dreiviertel Autostunde nördlich von Tropea und ist bekannt für das hier erfundene Tartuffo-Eis. Dass wir kurz nach der Mittagszeit kommen, ist blöd - in der Stadt ist nicht sonderlich viel los, die ganzen kleinen Geschäfte in den Gassen haben geschlossen. Ob das nun an der mittäglichen Siesta oder der Nachsaison liegt, finden wir nicht heraus. Aber die zahlreichen Cafés am Hauptplatz haben geöffnet, so dass wir uns selbst davon überzeugen können, wie lecker das Tartuffo-Eis ist.





Nur 2 km außerhalb Pizzos liegt die Höhlenkirche Piedigrotta, zu der man von der Straße aus noch ein Stück runter zum Strand laufen muss. Schon schön, aber auch sehr schnell "erledigt". Dass der Eintritt 3,50 € kostet - völlig in Ordnung. Aber Vorsicht am offiziell ausgeschilderten Parkplatz! Hier steht eine Holzhütte mit ein paar Jungs, die unverschämte 5 € Parkgebühr pro Auto haben möchten. Ob das wirklich ein offizieller "Service" ist? Wir jedenfalls zeigen ihnen den Vogel und parken den Fiat - wie die Einheimischen auch - drei Meter weiter vorne an der Straße, was wie erwartet komplett unproblematisch ist.


Bei der Rückfahrt zum Hotel über die Küstenstraße halten wir in Marina di Zambrone. Ich hatte vor dem Urlaub Bilder der schönen Bucht gesehen, zu der wir nun selbst runtersteigen möchten. Also lassen wir das Auto am Bahnhof des Ortes stehen und gehen den ca. 20 Minuten langen Weg zur Bucht hinunter. Es ist wirklich sehr sehr schön, mehrere kleine Buchten reihen sich aneinander, wir sind fast die einzigen Menschen dort. Hier bleiben wir ein bisschen und gehen erst kurz vor Sonnenuntergang zurück zum Auto.





Anderentags fahren wir nach Scilla, eines meiner Highlights dieses Urlaubs. Scilla liegt weiter südlich, fast schon an der Straße von Messina - man kann bis nach Sizilien gucken. Scilla ist ein sehr schöner Ort, am Meer dominiert die Burg. Auf der einen Seite der Burg liegt ein schöner Kiesstrand mit glasklarem, türkisen Wasser, auf der anderen Seite liegt das verwinkelte charmante Fischerviertel Chianalea. Dort lassen wir uns zunächst ein wenig herumtreiben und essen in einem der Restaurants am Wasser Involtini vom Schwertfisch, um später am Kiesstrand noch ein wenig ins Meer zu hüpfen und Sonne zu tanken.








Unser zweites Highlight ist Stromboli, ein aktiver Vulkan auf einer der Liparischen Inseln. Der Vulkan spuckt in regelmäßigen Abständen, und da hier lediglich Wasserdampf statt Schwefel austritt, kann man recht nah an den Vulkan heran. Wir wollen also auf die gleichnamige Insel, aber ganz gemütlich mit einer Übernachtung, um abends Fotos vom Vulkan machen zu können. Leider gibt es von Tropea aus keine reguläre Fähre (zumindest jetzt in der Nebensaison). Wir müssen uns also notgedrungen damit behelfen, für die knapp zweistündige Überfahrt jeweils ein vollbesetztes Touri-Ausflugsboot zu nutzen, das einen Zwischenstop auf der Insel macht - was zu einem unverschämt teuren Vergnügen wird. Dennoch erreichen wir nach einer sehr holprigen Überfahrt die Insel Stromboli gegen 16:30. 




Es werden von sämtlichen Anbietern geführte Wanderungen bis ganz nach oben , ca. 900 m, angeboten, von wo aus man in den Schlot hineinschauen kann. Alternativ dazu kann man auf eigene Faust bis zur halben Höhe den Wanderwegen folgend aufsteigen und die Sicht auf die "Sciara del Fuoco", die Feuerrutsche, genießen - wobei man die Lava nur dann ins Meer laufen sieht, wenn der Vulkan richtig viel spuckt, was bei uns nicht der Fall ist. Um unabhängig von einer Gruppe und von Guides das Naturschauspiel zu erleben, entscheiden wir uns für zweitere Variante, und haben von unserem 400 m hoch gelegenem Standort einen guten Blick. Hier sitzen wir eine Zeitlang und sind fast alleine. Am späteren Abend steigen wir in Richtung Observatorium wieder ab und genießen auf der Terrasse des Restaurants beim Observatorium eine Pizza. Auch von hier aus können wir das regelmäßige Speien des Vulkans noch gut sehen. 




Das Boot, mit dem wir tags darauf zurück zum Festland fahren wollen, soll erst um 17:00 Uhr kommen. Aus unserem eher schäbigen Hotel müssen wir um 10:00 Uhr raus. Leider regnet es, somit fällt der Plan, am Strand liegend auf das Boot zu warten, ins Wasser. Irgendwie bekommen wir die sieben Stunden auf der äußerst ruhigen Insel aber trotzdem rum, und sehen den Kegel des Vulkans abends von Tropea aus wieder in weiter Ferne.


Ein paar Tage nach unserem Ausflug nach Stromboli bringt uns der Flieger wieder zurück nach München. Uns, und ca. 8 kg rote Tropea-Zwiebeln. :-)

Fazit: Ja, Italien geht immer, aber insgesamt betrachtet müssen wir nach Kalabrien nicht nochmal. Oder wenn, dann doch mit einem oder zwei Standortwechseln, um auch andere Teile, z.B. den östlichen, kennen zu lernen. Man muss doch recht lange Fahrzeiten einplanen, um an andere Orte zu gelangen; die Straßen sind zum Teil in einem äußerst maroden, üblen Zustand, was das Vorankommen mit dem (Miet-)Auto sehr mühsam macht - zumindest, bis man die Autobahn erreicht. 

Wer hier her kommt muss sich bewusst sein, dass die strukturschwache südliche Region mit dem, was man als Norditalien kennt, insgesamt nicht viel zu tun hat. Verlassen sind die Dörfer, sobald man von den Hauptstraßen abkommt und ein wenig ins Landesinnere fährt. Grau in grau stehen die leeren Häuser an der Straße und fallen fast in sich zusammen, keine Menschenseele zu sehen. Von der lebendigen, bunten Dorfpiazza mit einer kleinen Espressobar, wie wir uns das so romantisch vorgestellt hatten, nicht die Spur. 

Bedingt durch die Nachsaison haben wir leider trotz mehreren Anläufen keine Restaurants  im näheren Umkreis des Hotels gefunden, die Mitte Oktober noch geöffnet haben. So mussten wir jeden Abend in "unserem" Hotelrestaurant, das zum Glück sehr gut ist, essen gehen. Möglicherweise wäre unsere Wahrnehmung anders ausgefallen, wenn wir zur Hauptsaison gekommen wären...