Sri Lanka - Regen im Hochland

Nach dem wunderbaren Auftakt im kulturellen Dreieck führt uns die Route über den Nilaveli Beach im Nordosten und die Arugam Bay (mehr dazu im Beitrag zu Sri Lankas Stränden) nach Ella, einem recht touristisch geprägten, kleinen Ort im Hochland.


Eigentlich war es unsere Absicht, von
Nilaveli aus erst nach Kandy zu reisen, um von dort mit dem Zug die bekannte und beliebte Strecke über Nuwara Eliya nach Ella zu fahren. Doch leider wird einen Tag vor unserer geplanten Fahrt nach Kandy bekannt, dass es hier nachts zu Ausschreitungen gekommen sei, wegen denen der Staat einen einwöchigen Ausnahmezustand ausruft. Nach langem Überlegen entscheiden wir uns daher, Kandy auszulassen - man weiß ja nie, wie sich sowas dann weiterentwickelt. 

Am Nachmittag des 10.03.2018 treffen wir bei Regen in einem Homestay in Ella unweit der Hauptstraße ein. Zum Glück hört es später auf zu regnen, und wir spazieren zu einem Aussichtspunkt auf die bekannte Nine Arches Bridge.


Da es von dort nicht mehr weit zum Little Adams Peak, einem kleinen Berg, ist, laufen wir hin und erklimmen diesen, was nicht wirklich anstrengend ist. Vom Little Adams Peak hat man einen tollen Blick auf den Ella Rock, den wir nicht besteigen und stattdessen zusehen, dass wir vor Einbruch der Dunkelheit wieder zurück im Dorf sind.






Zur Stärkung gibt es Roti (leckere Teigfladen, die mit allem möglichen gefüllt werden können) und Kottu Roti (leckere Teigfladen, die in dünne Streifen geschnitten und mit allem möglichen, in diesem Fall Huhn, Gemüse und Käse, vermischt werden). Letzteres sieht eher unappetitlich aus, ist aber tatsächlich unfassbar gut.



Da ich es sehr bedaure, die schöne Zugstrecke von Kandy nach Nuwara Eliya nicht gefahren zu sein, beschließen wir, am nächsten Morgen einfach mit dem Zug von Ella nach Nuwara Eliya zu fahren. Die Fahrt dauert ca. 2 1/2 Stunden und soll landschaftlich auch sehr schön sein. Die Idee wird insofern weiter gesponnen, dass wir eine Nacht in Nuwara Eliya bleiben, um sehr früh am nächsten Morgen noch die - ohnehin geplante - Wanderung im Nationalpark Horton Plains zu machen. Der Bahnsteig in Ella ist am nächsten Morgen äußerst gut gefüllt, überwiegend mit Touristen. 


Wir ergattern trotzdem spontan 2. Klasse-Tickets am Schalter und finden zwei Sitzplätze. Schöner ist es eigentlich, an der offenen Tür zu stehen - allerdings wird es deutlich kühler, je höher wir kommen, irgendwann friere ich richtig. Unser großes Gepäck haben wir praktischerweise im Homestay in Ella gelassen. Unpraktischerweise befindet sich darin meine leichte Daunenjacke, die ich extra für´s Hochland mitgenommen, jetzt aber natürlich vergessen habe. Trotz des immer schlechter werdenden Wetters ist die Fahrt durch Dörfer, Wälder und Teeplantagen wirklich schön. 










Toll, dass immer wieder Händler vorbei kommen, die in großen Körben Obst und selbstgebackene Köstlichkeiten verkaufen. Übergeben wird dies in selbst gebastelten Tütchen aus alten Schularbeiten, sehr charmant. Bei jedem Halt im Bahnhof kommen  außerdem Menschen an die Zugfenster, die direkt Obst und Gemüse verkaufen. Das rosafarbene in Plastiktüten ist übrigens Zuckerwatte.




Da Nuwara Eliya selbst über keinen Bahnhof verfügt, steigen wir in Nanu Oya aus und vereinbaren gleich mit dem Taxifahrer, der uns zum Zielort bringt, die Fahrt zu den Horton Plains - Abholung um 4.45 Uhr am nächsten Morgen. In Nuwara Eliya steigen wir im Glendower Hotel ab und erkunden das Städtchen. Das hier soll der englischste Ort Sri Lankas sein - tatsächlich regnet es wieder. Wir schauen uns den totschicken Hill Club an.


Rund um den Markt sehen wir das ganze Gegenteil von totschick. Hier lebt die eher ärmere Bevölkerung, Menschen, die so richtig hart arbeiten müssen. Das sieht man ihnen an. Das und der ständige (?) Nebel sorgen wohl dafür, dass das Gedränge am Schalter des Liquor Stores besonders dicht ist. Alkohol, auch Bier, kann man nämlich ausschließlich an Liquor Stores kaufen, und auch längst nicht alle Restaurants und Kneipen haben eine Alkohollizenz.


Am Markt sehen wir auch Betel, das natürliche Rauschmittel so mancher Völker, das zum Verkauf angeboten wird. In alte Arbeitsblätter von der Schule eingewickelt.


Im Regen gehen wir Abendessen, im Regen laufen wir zurück. Es regnet sich ein. So richtig. Es ist kalt. Neblig. Ungemütlich. Wir hoffen, dass es morgen früh schöner ist, damit wir wandern können. 
Um spätestens 6.00 Uhr soll man am Eingang der Hortons sein, da normalerweise spätestens um 10.00 Uhr Wolken aufziehen - dann war´s das mit dem tollen Blick, den man vom Aussichtspunkt "Worlds End" haben soll. Wir hoffen auch noch weiter, als uns der Taxifahrer wie vereinbart um 4.45 Uhr abholt und in einer einstündigen, halsbrecherischen Fahrt in der wolkenverhangenen, nassen Dunkelheit zum Eingang des Nationalparks bringt. Selbst hier hoffen wir noch, doch schließlich geben wir resigniert auf. Wandern bei diesem Nebel-Regen-Mix (und bei einem Eintrittspreis von ca. 25 $!) macht keinen Sinn. 
Wir lassen uns unverrichteter Dinge zum Bahnhof Nanu Oya bringen, um mit dem nächsten Zug in ca. 2 Stunden zurück nach Ella zu kommen. Nach einer Stunde Warterei am noch menschenleeren Bahnhof erfahre ich, dass der Zug wegen dem Dauerregen 3 Stunden Verspätung hat. Wir haben die Schnauze voll (kaaalt, nass, kein Frühstück, kein Kaffe, seit 4.00 Uhr wach...) und finden ein deutsches Paar, mit dem wir uns einen Van mit Fahrer nach Ella teilen, wo uns - Überraschung! - Regen erwartet.


Wir machen ein Nickerchen, schauen uns an diesem letzten, angebrochenen Nachmittag  im Hochland eine Teefabrik an und besuchen, eher verlegenheitshalber, einen Kochkurs.


Am nächsten Morgen sind wir froh, ans Meer weiterfahren zu können. Im Rucksack ist alles klamm, die Wäsche, die wir im Homestay zum waschen aufgegeben haben, ist noch richtig nass - wie hätte sie ohne Trockner auch trocknen können?! Wir freuen uns jetzt sehr auf Strand und Sonne.