Santorin
Santorin. Die letzten Tage unserer Kykladen-Reise wollten wir
hier verbringen, und so brachte uns die Fähre (Blue Star) am 19.10.2015 nach einer ca. dreistündigen Überfahrt von Paros aus an unser Ziel. Zwischenstops machten wir auf Ios und Naxos:
Die Santorin-Inselgruppe besteht aus mehreren Teilen, wobei die ringförmig angeordneten Inseln Thira (= die sichelförmige Hauptinsel), Thirasia und Aspronisi den Rand einer vom Meer gefluteten Caldera bilden, in deren Zentrum zwei kleinere Inseln liegen. Schon die Einfahrt in den Krater ist spektakulär, die Felswände ragen 150 bis 300 m steil aus dem Meer empor.
Was sich dann bei der Ankunft am Hafen abspielte, erinnerte stark an Rummel. Menschenmassen drängten vom Schiff, und am Rand priesen etliche Ortsansässige lautstark Übernachtungs- und Transportmöglichkeiten an. Damit hatten wir Mitte Oktober und nach der Ruhe der letzten Tage weniger gerechnet. Zum Glück hatten wir auch hier wieder vorab ein Hotelzimmer gebucht, und mit dem Besitzer vereinbart, dass er uns mit dem Auto abholt. Vom Fährhafen ging es erstmal über Serpentinen hoch an den Kraterrand, dann zu unserer kleinen, familiären Unterkunft. Leider lag das Hotel nicht an der nach Westen ausgerichteten Kante, sondern zur sanfter abfallenden Ostseite hin, was uns zunächst etwas enttäuschte, da das in der Hotelbeschreibung und auf der Karte anders rüber kam. Dafür war das Zimmer echt günstig. Wir wohnten in Firostefani, das auf der einen Seite unmittelbar in die Hauptstadt Thira übergeht. In der anderen Richtung liegt der nächste Ort Imerovigli. Alle drei Orte sind mit einem Fußweg direkt am Kraterrand verbunden, spektakuläre Ausblicke und Wahnsinns-Hotel bzw. Suiteanlagen inklusive. In Imerovigli warteten wir gemeinsam mit der uns über den Weg laufenden Katze auf den Sonnenuntergang.
Wir wunderten uns ein wenig, wo die ganzen Menschen von der Fähre hingekommen sind - in Imerovigli zumindest waren die Gassen und die meisten Hotels leer, viele Restaurants schon geschlossen. Seeehr ruhig. Daher schauten wir nach dem Sonnenuntergang zurück nach Thira.
Gleich in der Nähe unserer Unterkunft in Firostefani fanden wir Simos Taverne, ein sehr gemütliches Restaurant mit gutem Essen. Zwar ohne Caldera-Blick, dafür authentisch und bezahlbar. Günstig ist auf Santorin grundsätzlich mal wenig, insbesondere am Kraterrand wird ordentlich abkassiert. Den Blick zahlt man halt immer mit. Weil´s uns hier gefiel, kamen wir die folgenden Abende wieder und wurden ab dem zweiten Mal sehr freudig begrüßt. Schön!
Am nächsten Morgen bin ich beim ersten Blick nach draußen erstmal erschrocken. Das graue waren aber keine Wolken (zumindest heute nicht), sondern nur dicker Nebel.
Nebel, der sich in tollstes Wetter verwandelte. Daher beschlossen wir, gleich mal die ca. 10 km lange Wanderung auf der Caldera zu machen. Der Weg am Kraterrand reicht nämlich von Thira aus nicht nur nach Imerovigli, sondern führt als Wanderweg bis in den äußersten Nordwest-Zipfel zur Postkartenstadt Oia.
Imerovigli von Thira aus gesehen:
Imerovigli:
ca. bei der Hälfte der Blick in beide Richtungen:
unterwegs:
Die Wanderung war toll, aber durch ein paar kleinere Steigungen bei 28 Grad in der prallen Sonne auch nicht ganz unanstrengend. Und dann erreichten wir Oia; der Place to be, der Ort, der mit seinem Sonnenuntergang tausendfach auf Postkarten abgebildet ist, der Ort, an dem man mal gewesen sein muss, wenn man sich an "100 Orte, die Sie gesehen haben müssen, bevor Ihr Hund Sie frisst"-Listen hält. (Nichts gegen Hunde oder Listen...) Check. Naja. Schön isses da wirklich. Richtig schön. Diese Architektur! Sehr stylisch. Nicht falsch verstehen: Thira ist auch schön.
Also dass der Ort gehypt und beliebt ist, war uns vorher auch schon klar - aber dass es hier Mitte Oktober noch so voll werden würde, war uns nicht bewusst. Allein die (asiatischen) Hochzeitsgesellschaften. Nicht zu vergessen die drei dicken Kreuzfahrtschiffe, die vor Thira im Wasser lagen. Entsprechend überhöht sind hier in der Regel die Preise. Wir nahmen trotzdem ein Bier (0,33 l für 7 € - die Wiesn ist günstig dagegen) und einen Sprizz (12 €) zum Sonnenuntergang, man hat ja schließlich Urlaub. Und kaum war die Sonne weg, saßen wir innerhalb von Minuten allein hier auf der Terrasse. Verrückt. Alle weg, auf einmal. Jetzt konnten wir uns ein wenig mit der netten Bedienung unterhalten.
Mit dem Linienbus fuhren wir zurück nach Firostefani, was sehr gut klappte und sehr billig war, und gingen erstmal zu Simos zum essen.
Am nächsten Tag war das Wetter eher grau, weshalb wir uns einen extrem entspannten Tag machten, einach nur durch Thira spazierten und griechischen Kaffee im Hotel Atlantis tranken.
Tags drauf mieteten wir ein kleines Auto und fuhren runter in den Süden. Bei Akrotiri wurde im Jahr 1967 eine Stadt entdeckt, die in ihrer Blütezeit vor ca. 3.500 Jahren von einem Vulkanausbruch verschüttet, so aber auch konserviert wurde. Die bisher freigelegten Gebäude sind teils sehr gut erhalten und können hier besichtigt werden.
In fußläufiger Entfernung befindet sich der spektakuläre Strand Red Beach. Man erreicht ihn mit bisschen kraxeln. Hier lagen wir die nächsten drei Stunden unter den nicht sehr vertrauenswürdigen, bröseligen Vulkangestein-Wänden in der Sonne und schauten der immer stärkeren Brandung zu.
Abends trafen wir uns bei Simos wieder mit dem netten englisch-kanadischen Paar, das wir am Vorabend kennenlernten, und tranken gemeinsam Wein und Ouzo, bis die Taverne schloss.
Und dann verließ uns das gute Wetter. Am nächsten Morgen regnete es teils Hunde und Katzen, das Wasser schoss in kleinen Bächen die Straßen hinunter. Da wir aber noch den Mietwagen hatten, machten wir trotz Regen einen Ausflug nach Pyrgos, das wie ein ehemaliges, verwinkeltes Piratennest wirkt.
Nachmittags kehrte das gute Wetter kurz zurück und zauberte Regenbögen an die Ostküste vor unserer Terrasse.
Das veranlasste mich zu einem kleinen Fotostreifzug in Thira und Firostefani am frühen Abend. Hier war es nach Einbruch der Dunkelheit übrigens auch ganz schön menschenleer. Wenn halt die Kreuzfahrtschiffe wieder weg waren.
Das war leider schon der letzte Abend. Am Samstag Vormittag (24.10.) reichte uns unsere überaus herzliche Gastgeberin noch ein tolles Abschieds-Frühstück - weder bestellt, noch verrechnet, total süß. Und ihr Mann fuhr uns im Nieselregen zum Flughafen, von wo aus wir via Athen zurück nach München flogen - glücklich und voll schöner Urlaubserinnerungen.
Fazit Santorin:
Ich finde, ich musste es mal gesehen haben. Die Lage der Ortschaften, die hoch oben am Caldera-Rand kleben, ist schon toll. Diese stylische Architektur mit den kleinen Terrassen und cleanen Anlagen, verbunden über Treppen, Stufen und Gassen. Man weiß gar nicht, wo ein Grundstück anfängt und das andere aufhört. Dieses Weiß, überall, durchbrochen vom Türkis der Pools. Aber: weder auf Mykonos, noch auf Paros habe ich mich als Tourist so "gemolken" gefühlt wie hier. Und der Sonnenuntergang? Hmm. Schon schön, aber die Sonnenuntergänge auf Koh Chang in Thailand bleiben meine Favorites. Wobei wir auf Santorin wetterbedingt leider auch kaum einen klaren Sonnenuntergang hatten. Also: Nochmal hin fahren...