Da Lat Easy Rider - 5 Tage mit dem Motorrad

Nach den wunderbaren Tagen in Hoi An steht das nächste Abenteuer bevor: ein fünftägiger Motorradtrip mit den Da Lat Easy Ridern durch Vietnam´s zentrales Hochland.


In der eher südlich gelegenen Stadt Da Lat sind die Easy Rider daheim: Ein Zusammenschluss aus Motorradtaxlern, die 

ein- und mehrtägige Touren im Umland von Da Lat, aber auch kreuz und quer durch´s Land anbieten. Es gibt zwar im ganzen Land "Easy Rider", nach vorheriger Recherche wissen wir aber, dass die Da Lat Easy Rider quasi das Original sind. Wir sind noch in Hoi An und wollen weiter südlich, eigentlich nach Nha Trang, und von dort aus weiter zum Jungle Beach. Ohne wirklich daran zu glauben, dass wir so kurzfristig einen Fünf-Tages-Trip organisiert kriegen, schreiben wir von der Wasserspinat-Terrasse unseres Hotels in Hoi An eine E-Mail an die Easy Rider - und bekommen innerhalb 30 Minuten eine sehr nette, informative Antwort: Ja, ein Easy Rider ist gerade in Hoi An - Mr. Thai. Er könne die Tour mit uns machen, kein Problem. Am nächsten Morgen besucht er uns beim Frühstück im Hotel, um die Details mit uns zu klären. Er spricht perfekt Englisch und scheint lustig zu sein - die Chemie stimmt! Ich werde bei ihm hinten drauf mitfahren, Volker wird mit einer zweiten Maschine selbst fahren. Im Gegensatz zu Volker, der einen Führerschein hat, bin ich noch nie (!) auf einem Motorrad gesessen. Aber ich vertraue Mr. Thai, der sein Leben lang nichts anderes gemacht hat, als in Vietnam Motorrad zu fahren. Auch, dass wir von der Route abweichen und die Tour nicht in Da Lat, sondern eben am Jungle Beach beenden, kriegen wir geregelt - gegen einen Aufpreis, weil der Transport der zweiten Maschine nach Da Lat geregelt werden muss. Ist ok. Ca. 900 km stehen in den nächsten Tagen bevor.

blaue Marker: hier übernachten wir

Und so geht´s am Morgen des 20.03.2016 los - Mr. Thai steht mit den beiden Maschinen eine halbe Stunde vorm vereinbarten Zeitpunkt vor unserem Hotel, und wir schnüren unser mittlerweile großes Gepäck auf die Maschinen. Der erste Stop steht eigentlich nicht auf dem Plan, aber wir haben Mr. Thai vorab überredet, mit uns zu den Tempelruinen von My Son zu fahren - unweit von Hoi An. Hier sehen wir uns erstmal um. Die Landschaft ist schön, aber wenn man schon mal in den "Ancient Towns" von Sukhothai oder Ayhuttaya in Thailand war, sind die Ruinen hier eher - naja - ganz nett.




Die nächsten Tage verlaufen so: Wir fahren von ca. 8:00 bis 17:00 Motorrad, und ca. 10mal machen wir Pause, um den Hintern auszuschütteln (dringend nötig!) und irgendwas am Wegrand anzuschauen. Zum Beispiel eine recht ungewöhnliche Kirche. Es gibt hier wohl so etwas wie eine Cocktail-Religion, eine Glaubensgemeinschaft, die sich einfach aus sämtlichen Konfessionen das Beste zusammengesucht hat. Die vereinzelt tatsächlich vorhandenen Kirchen sind knallbunt, die zugehörigen Leichenwägen - Transporter mit vogelwildem Drachenaufbau - erinnern stark an unsere Karnevalswägen.


Mittags kehren wir immer in landestypischen Restaurants ein, wobei die im tiefsten Hinterland echt die tollsten sind, und Mr. Thai bestellt (wie in Vietnam üblich) mehrere verschiedene Speisen, von denen sich jeder bedienen kann.


Am ersten Tag fahren wir auf guten Straßen durch wunderschöne Landschaften. Immer an einem Fluss entlang, in dem Wasserbüffel baden - und absolvieren einige Höhenmeter. Das Ziel des Tages ist Kham Duc, ein zwischen Hügeln eingebettetes Örtchen. Hier hat Mr. Thai ein ziemlich nettes Hotel für uns reserviert.






Die Etappe am ersten Tag ist zum Eingewöhnen nicht sooo lang. Dafür geht´s am zweiten Tag ziemlich zur Sache: Es gilt, heute etliche Kilometer zurückzulegen. Wir halten unterwegs unter anderem an einem Gemeindehaus, das von den ethnischen Minoritäten, die in den Dörfern wohnen, gebaut wurde.


Ein schönes Wasserfall liegt ebenfalls am Wegesrand.



Wir fahren auf gut ausgebauten Landstraßen durch Dörfer. Über dem neben der Straße verlaufenden Fluss verbinden waghalsige Hängebrücken die Dörfer miteinander. Ich stelle mich meiner Höhenangst und laufe einmal hin und zurück über das wenig Vertrauen erweckende Wackelding. Ein bisschen schäme ich mich für meine Angst, als ich sehe, dass hier auch unerschrocken Motorräder drüber knattern.



Die zweiten Nacht verbringen wir in Kon Tum. Es gibt hier eine wunderschöne katholische Holzkirche, in der wir gerade ungewollt der Beichte der beiwohnen dürfen...



Nachdem wir unser Hotel beziehen, gehe ich kurz vor Sonnenuntergang zur unweit vom Hotel entfernten Hängebrücke - dieses Mal eine aus Stahl. Die Kinder auf der Straße grüßen mich und lachen, Frauen sprechen mich freundlich an. Außer Easy Rider-Touristen kommen nicht so viele Fremde her.


 

Den Abend lassen wir mit Mr. Thai beim Grillen von Wildschwein und Reh ausklingen. Dazu gibt es Reiswein. Wir haben viel Spaß, und das Essen ist köstlich. Die gemeinsamen Abende mit Thai sind ohnehin großartig, wir erfahren dabei mehr über Land und Leute, als man in einem Reiseführer nachlesen könnte. Trotz allem Spaß drängt er allabendlich darauf, um spätestens 21:00 Feierabend zu machen - das Motorrad fährt sich am nächsten Morgen schließlich nicht von selbst. :-)


Am nächsten Morgen zeigt uns Thai wieder einige Pfahlbauten der ethnischen Minderheiten und ein zugehöriges Dorf.




Heute ist der anstrengendste und auch unspektakulärste Tag - wir müssen die meisten Kilometer runterreißen und fahren deshalb eigentlich ausschließlich auf dem Highway. Zwischen unzähligen Lastwägen, die überholen, wie sie lustig sind. Eine kleine Abwechslung ist eine Pause an einem See bei Pleiku.


Ca. 250 Kilometer weiter erreichen wir am späten Nachmittag unser Tagesziel - Buon Ma Thuot. Unser Feierabend-Bier genießen wir nach diesem langen Ritt heute ganz besonders, und lassen uns von Thai beim Abendessen in die Besonderheiten der vietnamesischen Sprache einführen. 

Der nächste Tag wird dafür das absolute Ober-Highlight. Buon Ma Thuot ist bekannt für seinen Kaffee - es liegt nahe, dass wir uns am Morgen noch das Kaffee-Museum ansehen, bevor wir in ländliche Gegenden aufbrechen. Das Areal des Museums ist sehr hübsch angelegt, und wir probieren den bekannten Wiesel-Kaffee: Ein Wiesel frisst die Bohnen, kackt sie wieder aus, und als Delikatesse werden diese für viel Geld verkauft. Die erwartete Geschmacksexplosion (not!) bleibt aus, wir kaufen für daheim lieber normalen vietnamesischen Kaffee.



Dann bewegen wir uns auf kleinen, staubigen Landstraßen, sehr nahe an der Natur. Genau SO hatte ich mir diesen Trip vorgestellt. Wir fahren durch Kaffee- und Pfefferplantagen, und Thai erklärt uns, wie Cashew-Nüsse wachsen. Außerdem treffen wir eine Kuhhirtin, die uns berichtet, dass die Bauern hier schon unverhältnismäßig lange auf Regen warten und in Sorge sind, weil es schon so lange trocken ist.






Dann das Highlight in diesen recht heißen Tagen: Wir haben zwei Stunden Zeit, uns in der wundervollen Landschaft des Dray Nur-Parks aufzuhalten. Duschen im Wasserfall: Hallo! Baden in Naturpools: Juhu! Und wir sind an diesem wunderschönen grünen Ort auch noch fast die einzigen. Als würde das nicht reichen, steht zusätzlich ein Elefant oben an der Wasserkante - den ich zunächst für eine Attrappe halte.







Ein schöner Ort! Wir fahren weiter über kleine Dorf- und Landstraßen, was echt Spaß macht.





Das Ziel heute: Der Lak Lake. Unterwegs können wir den Dorfbewohnern bei der Bestellung der Reisfelder zusehen.





Unser grandioser Tag geht in einem Hotel am See zu Ende.



Und schon steht die letzte Etappe, Tag 5, bevor. Wir fahren aus dieser ländlichen Gegend wieder Richtung Highway. Und sehen zwei Frauen bei der Ernte von Pfefferkörnern zu. Diese werden in den Dörfern hier vor den Häusern zum Trocknen ausgebreitet, was aussieht wie grüne Teppiche.




Die Straße wird - kurz bevor wir an die Küste zurück kommen - nochmal richtig kurvig. Serpentinen über Serpentinen, die sich die grünen Hänge runter schlängeln. Ich drehe mich um und sehe Volker dauer-grinsen. Er scheint Spaß zu haben beim Kurvenfahren. Ich drehe mich eh alle paar Minuten um, um zu checken, ob er noch da ist. Und dann, kurz vor Ninh Hoa, ca. 50 km vorm Endziel, sehe ich ihn gar nicht mehr hinter mir. Augenblicklich wird mir heiß und kalt, aber als wir umdrehen, stellen Thai und ich fest, dass die Batterie von Volkers Maschine aufgegeben hat. Also schleppt Thai ihn mit dem Motorrad ab. Im nächsten Ort finden wir direkt eine Werkstatt, die eine neue Batterie einbaut.



Damit geht´s weiter. Wir reißen die letzten Kilometer runter, bis wir unser Ziel, den Jungle Beach, erreichen. Leider müssen wir uns jetzt von Thai verabschieden. Wir haben ihn die letzten Tage echt ins Herz geschlossen, und ich glaube, er uns auch ein kleines bisschen. Aber die Vorstellung, den Motorradsitz nach fünf Tagen gegen eine Hängematte oder Liege einzutauschen, ist auch eeeecht nicht schlecht. Außerdem wollen wir nach Da Lat, den Heimatort von Thai, später ja auch noch - also versprechen wir, uns dann zu melden, um ein Bier zusammen zu trinken, und verabschieden uns sehr herzlich.

Noch ein paar Eindrücke der Tour:


 







Fazit:
Die Tour ist definitiv eines der Highlights unserer Reise, wenngleich 70 $ pro Tag und Nase auch nicht soo billig sind. Wir haben vielleicht an ein bisschen vielen Kriegsdenkmälern gehalten. Dafür waren die Verdauungspäuschen jeweils nach dem Mittagessen an einem Hängemattenstand am Straßenrand Gold wert. Schön ist auch, sich mal paar Tage nicht selbst um´s Essen kümmern zu müssen. Mit unserem Guide Mr. Thai hatten wir sehr viel Spaß und haben viel von ihm erfahren. Also - falls wir wieder nach Vietnam fahren, werden wir auch wieder eine Tour mit ihm buchen.